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Wenn wir zu versinken drohen, hält er uns

Er war der mit der großen Klappe, der Mutige, der Unerschrockene, ein richtiges Alpha-Tier. Immer vornweg, immer geradeaus, keine Kompromisse. Ihn konnte scheinbar nichts so schnell aus der Fassung bringen. Ihm konnte man auch nicht so schnell was vormachen. Er hatte sein Handwerk gelernt. Doch dann musste er umlernen, umdenken. Petrus – einer der ersten Nachfolger von Jesus, einer der es ernst meint. Einer, der so mutig scheint, bei dem alles doch so klar ist und doch immer wieder völlig anders läuft, als geglaubt und gedacht. Dabei war doch eigentlich alles gut. Gerade erst hatte Jesus 5.000 Leute auf einmal satt gemacht und es war sogar noch etwas übrig geblieben. Gerade hatten sie seine Macht und Herrlichkeit gesehen – fünf Brote und zwei Fische und es war mehr als genug. Dass Jesus nach diesem Trubel ein bisschen Ruhe braucht, ist nur zu verständlich. Jesus zieht sich zurück. Die Jünger rudern allein los, allein über den See, der ihnen doch so vertraut ist. Die Nacht ist ruhig, der Steuermann meldet „Keine besonderen Vorkommnisse!“

Doch dann geht’s los, am frühen Morgen, es ist noch dunkel. Erst ein bisschen Wellengang, dann ein bisschen viel Wellengang, Gegenwind - Sturm! Die Jünger bekommen das Flattern. Damit haben sie nicht gerechnet. Obwohl ihnen der See doch so vertraut ist. Sie fühlen sich allein, im Stich gelassen. Und dann taucht auch noch, wie aus dem Nichts, diese Erscheinung auf. Die Hosen nass, die Nase voll. Das ist zu viel! Sie bekommen echt Angst. Sie schreien. Gestandene Männer, ihnen geht die Muffe und zwar ordentlich. Da spricht Jesus sie an: „Ich bin’s, habt keine Angst!“ Und plötzlich scheint alles gut zu sein. Jesus ist da. Petrus reicht das nicht. Jetzt will er es genau wissen: „Herr, bist du es?“

Ich mag Leute, die es genau wissen wollen, Leute mit Tiefgang, die sich nicht oberflächlich zufriedengeben. Die irgendetwas nachplappern, ohne es zu überprüfen. Aber, wäre es nicht viel einfacher gewesen, im Boot zu bleiben? Ganz vernünftig, wie die anderen auch? Es wäre einfacher gewesen. Petrus hätte sich den ganzen Zirkus sparen können. Vielleicht waren seine Kollegen auch bedient. „Der mit der großen Klappe, war ja klar. Es musste ja so kommen.“ Vielleicht waren sie auch ein bisschen schadenfroh, die Jünger. „Das hätten wir ihm gleich sagen können, dass das schief geht, dass er garantiert nass wird.“ Christsein heißt, ein Risiko einzugehen, sich ganz auf Jesus einzulassen. Jesus sagt: „Komm!“ „Komm her!“ „Komm zu mir!“ „Trau dich!“ Und Petrus? – Er tut es. Auf das Wort von Jesus riskiert er, was total daneben scheint. Sein Glaube macht eine wichtige Erfahrung: Jesus hält, was er verspricht. Er hält Petrus fest. Er hält zu ihm. Und der Wind legte sich! Jesus steigt selbst mit ins Boot und der Sturm legt sich. Ein ganz starkes Bild. – Dort, wo wir zu versinken drohen. Wo wir unsicher sind, ob in der Schule, auf Arbeit, ja selbst unter Freunden. Genau dort ist er da! Du wirst die Wellen in deinem Leben nicht verhindern können. Da wird es immer wieder auch Sturm geben. Aber Jesus ist da.

Er gibt Halt. Er greift allerdings nur ein, wenn wir zugeben können, dass wir es eben nicht allein packen. Und Jesus sagt einfach nur „Komm!“ „Komm zu mir, fass meine Hand und du wirst merken, das trägt und hält.“ Und dann steigt Jesus mit in das Boot unseres Lebens und es wird gut, mit ihm. Diese Erfahrung wünscht Ihnen und euch
Ihr/euer Pfarrer Andreas Hermsdorf
(aus der biblischen Botschaft (A.H.) zum Erstabendmahl der Konfirmanden 2024)